Sonntag, 4. Februar 2007

Ich schalte wirklich ab

Mein Entschluss steht fest. Ich entsorge meinen Fernseher. Ich kann mich nicht dahingehend disziplinieren, dass ich mir fest vornehme, nicht mehr fernzusehen, also muss es weg, das Scheißding. Und warum? Weil ich in einer kleinen Depriphase einen Fernsehmarathon hingelegt habe. Fernsehen bis der letzte Verstand gewichen ist. Glotzen bis die Omme platzt. Und was ist das Fazit eines Fernsehtags? Das Wissen darum, dass Lindsay Lohan nach einer Blinddarmoperation ihren Appendix aus dem Krankenhaus mitgenommen hat, um zu verhindern, dass Krankenhauspersonal, das knapp bei Kasse ist, ihren Darm bei Ebay höchstbietend versteigert. Jetzt liegt das Organ in ihrer Gefrierkombination. Diese Nachricht wurde übrigens von Kader Loth mit den Worten kommentiert, das sei grenzwertiges Verhalten. Fernsehen um jeden Preis ist grenzwertiges Verhalten, ebenso, bei Kader Loth nicht gleich wegzuschalten und sich einem guten Buch zu widmen. Ich bin jedenfalls für heute geheilt. Heute bleibt die Glotze aus. Keine emotionalen Highlights aus den letzten DSDS-Staffeln, egal, wie sehr es draußen regnet. Die Regalreihen an ungelesenen Büchern werde immer länger, ein Zeichen für den einsetzenden intellektuellen Verfall. Schleichende Verblödung, die Vermutung, meine Wortfindungsschwierigkeiten der letzten Wochen könnten mit meinem übermäßigen Fernsehkonsum in engem Zusammenhang stehen. Psychiatrieangst. Angst, meinem Therapeuten in zwei Jahren nichts weiter erzählen zu können als dass Dieter Bohlens Hodenprellung erneut aufgetreten sei und dass Shakira eine Stimmbandentzündung habe, die ihr jedes politische Engagement vergällt habe. Angst vor der Angst, im Klinikbett angegurtet werden zu müssen, weil ich in der Werbeunterbrechung damit gedroht habe, im Marienhof anzurufen, um nachzufragen, ob Familie Maldinis Mehrraumwohnung inzwischen frei geworden ist. Nein, heute bleibt die Glotze aus. Nur der Tatort, der muss sein. Heute ist ja Sonntag.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Anjali, wenn Du Deinen Fernseher entsorgst, hätte ich auch schon einen Abnehmer: mich. Meiner zuckt und bizzelt seit neuestem und ich KANN definitiv nicht ohne. Auch wenn ich stolz behaupten kann, das ganze Wochenende, bis jetzt, keine Minute geglotzt zu haben

Frau Anja hat gesagt…

Seltsam, auf meinen Eintrag haben sich bereits zwei Interessenten gemeldet. Was soll ich davon halten?

Narziss und Goldhund hat gesagt…

Nicht nur, daß ich mich für diesen wunderbaren Eintrag voller Ehrfurcht vor Dir auf den Boden werfe, ich würde Dir dafür sogar meinen Fernseher schenken. Nicht nur den Ginster an den Hängen der Eisenbahn! Dann kannst Du Deiner Verpflichtung nachkommen, Deinen zu verschenken und hast sofort einen neuen Backup-Fernseher, wenn die Therapie doch mal versagen mag und Dich die Marienhof-Sucht wieder einholt.