Freitag, 23. März 2007

Hatschepsut-Barbie

Ich habe heute irgendwas Ägyptisches geträumt. Und in diesem Zusammenhang (?) fiel mir wieder einmal unsere allseits beliebte Barbie ein, die wir alle als Kind hatten und die nicht immer den Zweck erfüllte, den sie hätte erfüllen sollen, nämlich kleinen Mädchen vorzugaukeln, im Leben käme es lediglich darauf an, wie Madonna so frisch und faltenfrei zu bleiben, dass man noch im hohen Alter Werbung für H&M machen kann. Für mich jedenfalls war sie lediglich ein Opfer diverser Experimente, die von "mal sehen, wann das Bein kokelt" bis hin zu "können Barbies mit Porzellan-Hunden Sex haben" reichten.

Aber wie komme ich jetzt darauf? Ach ja, wegen meines Ägyptentraums. In diesem Zusammenhang soll auch Buch nicht unerwähnt bleiben, das mich in meiner Kindheit zutiefst beeindruckt hat. Es hieß "Götter, Gräber und Gelehrte" von C.W. Ceram. Dieses Buch nahm ich immer zur Hand, um meinen Freundinnen aus der Grundschule das darin enthaltene Foto der Ramses-Mumie zu zeigen und darauf hinzuweisen, dass der gute alte Ramses große Ähnlichkeit mit meinem damals noch lebenden Großvater habe. Ramses sah auf dem Foto so friedlich aus und war, wenn man die Umstände seiner Entdeckung durch Carter bedenkt, relativ gut erhalten. Sämtliche Gesichtszüge waren deutlich erkennbar, er wirkte ungeheuer real, viel realer, zumindest auf diesem Foto, als Ötzi nach seiner Entdeckung. Diesem Buch konnte ich dann auch Näheres über den Ritus der Mumifizierung entnehmen, was mich offenbar so beschäftigt hat, dass ich mit einem Schaschlikstäbchen aus der Küche versucht habe, Barbies nicht vorhandenes Gehirn durch die Nase zu entfernen. Der Grund, weshalb mir das nicht gelingen konnte, wurde mir natürlich erst viele Jahre später bewusst. Die Verpackungen heutiger Barbies enthalten bestimmt Warnhinweise, dass der Versuch einer Organentnahme zwangsläufig scheitern muss und daher nicht zu empfehlen ist.

Leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, was ich heute geträumt habe.

Mittwoch, 7. März 2007

Dienst nach Vorschrift im KVR

Nach zehn Jahren (huch, wie schnell doch so ein Jahrzehnt vergeht!) benötigte ich einen neuen Personalausweis und einen neuen Reisepass. Zu beantragen beim Kreisverwaltungsreferat der Stadt München. Um lange Wartezeiten zu vermeiden empfiehlt sich ein Besuch so gegen 4 Uhr morgens mit Thermoskanne und Tageszeitung. Dann warten dort erst 60 Personen und man kommt nach vierstündiger Wartezeit dran, vorausgesetzt, man hat vorher eine Nummer gezogen, die dann auf einer Tafel aufgerufen wird.

Die Abholung ist da weitaus einfacher geregelt. Man begibt sich direkt zur Abholstelle (=Schalter inkl. Schaltervorraum) und spricht eine hinter Glas arbeitende Stadtbeamtin an. Dienstags scheint da echt nicht viel los zu sein. Ich war allein. Allein mit Abholschein in einem Wartebereich vor dem Schalter. Ich begebe mich an die Passausgabe und reiche meinen Abholschein durch. Die Beamtin: "Haben Sie eine Nummer gezogen?" Ich: "Nein, wieso, ich bin doch allein". Beamtin: "Sie müssen eine Nummer ziehen". Ich: "Ist das ein Scherz?" Beamtin: "Ohne Nummer kein Pass". Ich: "Na dann". Ich ziehe eine Nummer, etwa nach einer halben Nanosekunde wird just diese Nummer auf der Tafel angezeigt, und ich stehe wieder vor der bereits erwähnten Beamtin, die zufrieden wirkt. Ich bekomme meinen Pass, meinen neuen Perso und frage mich, ob es therapeutische Anlaufstellen für Beamte gibt, Spezialpsychiater für neurologische Grenzfälle oder Patienten, die einzelne Personen als Menschenaufläufe wahrnehmen. Mein Nummernzettelchen dient mir jetzt als Lesezeichen und als Mahnung, nie wieder darüber nachzudenken, vielleicht doch lieber Beamtin geworden zu sein.

Mittwoch, 28. Februar 2007

Stream of Consciousness eines Übersetzers

Hilfe, ich komme wirklich zu nichts. Kein Eintrag, absolute Leere im Gehirn. Renasan, Xbox Live-Marktplatz, mir raucht der Kopf. Es gibt Menschen, die sich noch für Tron interessieren, den Film aus der Zeit, als es noch keine Handys gab und nur ganz wenige Anrufbeantworter. Ich muss wissen, wie "disc" übersetzt wurde, und "game grid". Mir raucht die Birne. Das Internet ist voll, ach was, vorher beschäftige ich mich mit Brooke. Brooke ist wieder mit Nick zusammen, obwohl Nick doch eigentlich mit Brookes Tochter Bridget verheiratet war. Und wessen Kind ist jetzt der kleine Dominick, dessen Mutter im Krankenhaus liegt, noch lebt, obwohl alle glauben, sie sei schon tot. (??) Und wenn ich ml in fl.oz. umrechne, kann ich mich dann auf den Einheitenumrechner im Internet verlassen? Und was heißt ph-Wert auf Englisch? Auch Komplexbildner und Proteinhydrolisat sollte ich noch mal vorsichtshalber überprüfen. Was, habe ich im Audioscript auf dem mittleren Tab eine Zelle vergessen? Schau ich gleich mal nach. Mist, dieser Begriff steht zwar im Query Sheet, wurde aber noch nicht beantwortet. Oder doch? Es gab doch da so ein Update, oder betraf das ein anderes Projekt? Nein, ich kann leider keine 2400 Wörter morgen noch unterbringen. Morgen ist noch einmal Brooke dran, weil Ridge nicht locker lässt. Ich bin mir auch nicht sicher, ob der kleine Dominick wirklich von Nick ist, vielleicht doch von Dante, bei dessen Namen ich mich immer verschreibe. Dankte. Dante. Klingt ja ganz ähnlich. Hab ich da nicht noch die Datei für diesen Messeveranstalter vergessen? Ach ja, richtig. Mach ich morgen. Himmel und Huhn wartet, diesmal das Manual. Aber nur für den PC, nicht für die PS2. Bitte Terminologie prüfen. Mist, ist das alles schon im Memory? Ja, aber welches Memory genau? Habe mehrere Versionen. Nein, leider bin ich diese Woche schon voll. (Schön wär's.) Nein, auch 250 weitere Wörter würden mich überfordern. Doch, wirklich. Nein, das Ergebnis würde Sie nicht überzeugen. Ob ich Französisch kann? Nein, aber ich hätte da eine Kollegin, die...Ach was, schon gut. Nein, ins Schwedische übersetze ich nicht. Nein, ich beglaubige auch keine Zeugnisse aus dem Russischen. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei Brooke. Oder bei Ed von Schleck und Luigi Forello? Goosey Loosey? War das Gustav Gans? Ach quatsch, bin ja schon völlig matschbirnig. Ich hatte doch da irgendwo dieses Glossar. Und bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass ich Tron doch schon mal abgehört habe. Kam das nicht schon mal bei Kingdom Hearts vor, als Sora...Nein, die Datei liegt irgendwo. Die finde ich nie mehr wieder. Ich muss mich konzentrieren, darf nicht immer so abschweifen. Also mir persönlich wäre Nick auch lieber als Ridge, der so schmierig aussieht. Aber ich bin ja nicht Brooke und mich fragt sowieso niemand. Ich rufe jetzt mal bei der Lindenstraße an und frage nach, ob Else Klings Wohnung noch frei ist. Die miete ich dann.

Sonntag, 4. Februar 2007

Interessanter Link für Filmsüchtige

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Ich schalte wirklich ab

Mein Entschluss steht fest. Ich entsorge meinen Fernseher. Ich kann mich nicht dahingehend disziplinieren, dass ich mir fest vornehme, nicht mehr fernzusehen, also muss es weg, das Scheißding. Und warum? Weil ich in einer kleinen Depriphase einen Fernsehmarathon hingelegt habe. Fernsehen bis der letzte Verstand gewichen ist. Glotzen bis die Omme platzt. Und was ist das Fazit eines Fernsehtags? Das Wissen darum, dass Lindsay Lohan nach einer Blinddarmoperation ihren Appendix aus dem Krankenhaus mitgenommen hat, um zu verhindern, dass Krankenhauspersonal, das knapp bei Kasse ist, ihren Darm bei Ebay höchstbietend versteigert. Jetzt liegt das Organ in ihrer Gefrierkombination. Diese Nachricht wurde übrigens von Kader Loth mit den Worten kommentiert, das sei grenzwertiges Verhalten. Fernsehen um jeden Preis ist grenzwertiges Verhalten, ebenso, bei Kader Loth nicht gleich wegzuschalten und sich einem guten Buch zu widmen. Ich bin jedenfalls für heute geheilt. Heute bleibt die Glotze aus. Keine emotionalen Highlights aus den letzten DSDS-Staffeln, egal, wie sehr es draußen regnet. Die Regalreihen an ungelesenen Büchern werde immer länger, ein Zeichen für den einsetzenden intellektuellen Verfall. Schleichende Verblödung, die Vermutung, meine Wortfindungsschwierigkeiten der letzten Wochen könnten mit meinem übermäßigen Fernsehkonsum in engem Zusammenhang stehen. Psychiatrieangst. Angst, meinem Therapeuten in zwei Jahren nichts weiter erzählen zu können als dass Dieter Bohlens Hodenprellung erneut aufgetreten sei und dass Shakira eine Stimmbandentzündung habe, die ihr jedes politische Engagement vergällt habe. Angst vor der Angst, im Klinikbett angegurtet werden zu müssen, weil ich in der Werbeunterbrechung damit gedroht habe, im Marienhof anzurufen, um nachzufragen, ob Familie Maldinis Mehrraumwohnung inzwischen frei geworden ist. Nein, heute bleibt die Glotze aus. Nur der Tatort, der muss sein. Heute ist ja Sonntag.

Donnerstag, 25. Januar 2007

Appetitzügler Knie-OP

Das menschliche Knie (articulatio genus) ist vielen Anthropologen zufolge eine Fehlkonstruktion. Das finden nicht nur Anthropologen und Orthopäden, sondern auch Menschen wie ich, die es einerseits betrübt, dass man das Kniegelenk nicht wie bei Barbiepuppen um 90 Grad nach oben knicken kann (übrigens eine Tätigkeit, der ich als Zehnjährige mit besessener Leidenschaft nachgegangen bin, weil es kaum ein schöneres Geräusch gab als das Knacken der Barbie-Gelenke), und Menschen wie ich, die Menschen mit Knie-OPs am Tag der OP zur Hand zu gehen gebeten wurden. Zu einem funktionsfähigen Kniegelenk gehören Minisken, die kaputt gehen können und wie ein zerfleddertes Segel im Knie herumflattern, weil man zu viele Kniebeugen auf Ex gemacht hat oder während seiner Bundeswehrzeit in Pumps (weil noch nicht geoutet) am Querfeldeinlauf mit Sturmgepäck teilgenommen hat. Das Resultat ist fatal, man wird operiert. An sich nicht schlimm, wäre da nicht die Drainage am ersten Tag, ein Gewirr an kleinen Gummischläuchen, die unter einem Verband aus dem Nichts zu kommen scheinen und mit einer roten Flüssigkeit gefüllt sind. Diese Schläuche münden in einer Art Behältnis, das wie ein Mini-Benzinkanister aussieht und an seiner Oberseite eine Vielzahl von verschiedenenfarbigen Stutzen aufweist. In diesem Kanisterlein befindet sich, ich erwähnte das schon, eine rote Flüssigkeit, die sich, unterlässt man es, sie kontinuierlich zu schütteln, in Schichten absetzt. Das Rot hat Ähnlichkeit mit meiner Küchenarbeitsplatte oder mit der Banderole meiner Schoko-Duftkerze. Schüttelt man diese Flüssigkeit, bildet sie Blasen wie ein Alka Selzer in einem Wasserglas. Ich stelle mich vor, dass ich diese Flüssigkeit trinken muss und für wie viel Geld ich das tun würde. Frau K. kennt diese Gedankenspielchen sicher. Ich verwerfe diesen infantilen Einfall und frage mich, warum ich mir immer solche Fragen stelle. Das ist ekalhaft und nicht altersgemäß. Ich werfe einen erneuten Blick auf das rote Etwas mit zähplastischer Konsistenz. Es ist inzwischen leicht koaguliert und setzt sich an der Innenseite als dünner Film ab. Zu Schulzeiten bin ich bei der Vorführung von lehrreichen Filmen im Biologieunterricht regelmäßig ohnmächtig geworden und vom Stuhl gefallen. Der dumpfe Aufschlag wurde meist nur lapidar von der Lehrerin mit "Des woa nua die Tracksdorf" quittiert, und als die Mäusenieren schließlich mit einer Metallklammer gestaut wurde, hatte ich bereits zwei Hyperventilationsanfälle hinter mir. Ich kann kein Blut sehen, auch nicht in Minikanistern. Ich werde nie wieder Menschen mit Knie-OPs hüten können. Ich habe Schmerzen im Knie und mir wird schlecht. Na bravo.

Montag, 22. Januar 2007

Taschenverklemmung bei Windstärke 25

Jetzt ist er rum ums Eck, der Orkan. Und genau so jäh nimmt auch die zwischenmenschliche Kommunikation ab. Selten haben mir wildfremde Menschen anlässlich einer Naturkatastrophe so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Mitleidig sahen mich Passanten an, als ich wutentbrannt versuchte, bei Windstärken um die 25 meine übermäßig schwere Notebooktasche aus dem Auto zu hieven, die sich zwischen dem parkenden Nachbarsauto und meiner Nackenstütze im Auto verklemmt hatte. Doch, das geht, glaubt mir!!! Wenn man dann noch versucht, die Autotür nur so weit offen zu halten, dass sie nicht mit voller Wucht aus der Verankerung gerissen wird, wird dies zum kniffligen Unterfangen. Wenn dann noch Tipps von grenzdebilen, vorbeischlendernden Gassigehern kommen, während ich mörderisch entnervt versuche, meine inzwischen befreite Tasche über meine Schultern zu schleudern, ohne dabei die Windschutzscheibe meines Nachbarn zu treffen und ohne mir Gedanken zu machen, wie diese Situation ausfallen würde, hätte ich noch PMS, ist sowieso der Tag gelaufen. Zitat: "Mei, schaun's bloß zu, (zuschauen??) dass eahna Baby net wegfliagt!" Gemeint war damit nicht mein 3 Monate alter Säugling im Kinderwagen, den ich unachtsam unter einem ungesicherten Fassadengerüst abgestellt hatte, sondern mein Auto, ein Smart. Was fange ich mit so einem Rat an? Was? Dass man billige, hässliche Pseudo-Lifestyleautos bei frischen Frühlingsbrisen am Bordstein festketten sollte? Dass Hundehalter von Exemplaren unter einem Stockmaß von 14 cm nur eine Gehirnzelle besitzen?

Kurzum, mein Baby hat den Sturm überlebt, der folgende Einkauf bei Tengelmann war angesichts von fehlenden Kunden in dieser Filiale ein wahres Vergnügen, ich leide an PMS und der umsichtige Hundebesitzer kann froh sein, dass ich meinen Lieblingsrüden nicht auf ihn hetze.

Sonntag, 7. Januar 2007

Mit Roger W. an der Isar

Winterspaziergänge bei blühenden Geranien in der Palmstraße sind phantastisch. Wagt man sich etwas weiter, landet man am Isarufer, wenn man Glück hat, in Begleitung eines Hundebesitzers wie es Herr M. ist. Das ist mir heute widerfahren, und ich irre mich nicht, wenn ich behaupte, das Themenspektrum war heute besonders groß, das Gesprächsthemenspektrum meine ich damit, nicht das Verhaltensspektrum des Hundes. (Letzteres war eher ambitioniert-konditioniert). Man gräbt längst überholte, über die Maßen redundante Themen aus wie den Darmpolypen von Susan Stahnke, taucht in die hohen Weihen der Bloggerwelt ein und fragt sich, ob es einem je gelingen wird, beachtet zu werden.

Das Beste an so einem Spaziergang allerdings sind die Menschen, die einem begegnen. Verlasse ich meine eigenen vier Wände, erlebe ich draußen oftmals folgendes Phänomen: Ich sehe Menschen, die ich aus der Medienwelt kenne. Nein, das ist jetzt falsch formuliert. Ich glaube nur, sie zu sehen. Neulich stand ich mit Chris Martin von Coldplay an Münchens ältestem Stand'l an der Isar. Mich überrascht das inzwischen nicht mehr. Heute, zum Beispiel, kam mir Roger Willemsen entgegen, und ich dachte mir, Mensch, der hat aber die Ruhe weg so kurz vor seinem Auftritt heute Abend im Lustspielhaus. Und das gibt mir Sicherheit. So konnte auch ich beruhigt nach Hause gehen und den lieben Gott einen langen Tag sein lassen - oder so ähnlich.

Samstag, 6. Januar 2007

Leena Lehtolainen

Paradise Is exactly like Where you are right now Only much much Better. I saw this guy on the train And he seemed to gave gotten stuck In one of those abstract trances. And he was going: "Ugh...Ugh...Ugh..." And Fred said: "I think he's in some kind of pain. I think it's a pain cry." And I said: "Pain cry? Then language is a virus." Language! It's a virus! Language! It's a virus! Well I was talking to a friend And I was saying: I wanted you. And I was looking for you. But I couldn't find you. I couldn't find you. And he said: Hey! Are you talking to me? Or are you just practicing For one of those performances of yours? Huh? Language! It's a virus! Language! It's a virus! He said: I had to write that letter to your mother. And I had to tell the judge that it was you.

Mein erster Eintrag in meinen eigenen Blog. Es ist noch nicht lange her, da wusste ich noch nicht mal, was ein Blog ist. Es ist beschämend kurz her, um ehrlich zu sein. Ich musste auch wieder meinen Freund Marc, dem ich das alles zu verdanken habe, fragen, wie ich denn nun loslegen kann. Wo klicken? Ach ja, auf "Anmelden". Ich vergaß. Warum ist Sprache ein Virus? Na weil Marc sich diesen Titel ausgedacht hat. Laurie Anderson. Ich bin zu spät geboren. Neben Laurie Anderson findet man in einem Hit des Rowohlt-Verlags Leena Lehtolainen und eine Anleitung zum sozialen Lernen für Paare. Es wird mir doch endlich gelingen, eine Verbindung zwischen Laurie, Leena und soziales Lernen für Paare herzustellen. Vielleicht über die Sprache, die mich seit Jahren begleitet, die mich nährt, wärmt, wundern und verzweifeln lässt. Manchmal, aber nur manchmal, berührt sie mich, erfreut sie mich. Ich übersetze. Beruflich. Ich tue das nicht, weil mich schon als Kind der leidenschaftliche Wunsch begleitet hat, Erdachtes anderer Menschen in einer anderen Sprache wiederzugeben. Von wegen. Ich habe lediglich die Einschreibung für Theaterwissenschaften und Germanistik an der Uni verpasst. Und dann habe ich mich treiben lassen. Ich war infiziert. Besessen davon, Dinge zu ergründen. Wer ist Leena Lehtolainen? Die finnische EU-Ratsvorsitzende? Die Chefin der Ikea-Filiale in Helsinki? Die Thekendame in der Bar am Yachthafen von Kasnäs? Eine Sängerin, die wunderbar melancholische Lieder über trinksüchtige Taxifahrer singt, die ihren Job in der Fischfabrik in einem finnischen Nest verloren haben und sich nach ihrer ersten Liebe vom Polarkreis sehen? Nein. Darüber würde der Rowohl-Verlag niemals ein Buch veröffentlichen. Solche Lieder hört man nur in finnischen Bussen, wenn der Busfahrer ausnahmsweise mal nüchtern ist. Und ich muss es wissen. (Marc hat mir auch erklärt, dass ich an dieser Stelle das Wort "Bussen" markieren und einen Hyperlink einfügen könnte, zum Beispiel zum Busfahrplan des Busses von Helsinki nach Taalintehdas, aber er sagte auch, ich solle mich davor hüten, unsinnige Links einzubinden. Das sei müßig. Ja, das hat er gesagt.) Aber wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei Leena, mit doppeltem "e". Mit Dehnungs-"e" sozusagen, was eigentlich überflüssig ist, weil Lena mit nur einem "e" genau so ausgesprochen werden würde wie Leena mit zwei "e"s. Aber der Finne liebt Redundanz. Wenn auch nicht in seinen Filmen. Aber das ist ein anderes Thema. Ich muss mich davor hüten, zu viel zu schreiben, denn es könnte den Leser langweilen. Und fehlerfrei muss es auch nicht sein, sagt Marc. Marc sagt auch, dass die meisten Menschen gar nichts zu sagen haben und sich deshalb ihre Blogs nur langsam füllen. Kann mir nicht passieren. Ich verspreche auch, mich mit dem Thema "soziales Lernen" näher zu beschäftigen, wenn ich herausgefunden habe, wer Frau Lehtolainen ist. Frau Lehtolainen könnte auch die einzige Paartherapeutin nördlich des Polarkreises sein, die zwar gerne einen über den Durst trinkt, dafür aber wirklich gute Tipps für diejenigen parat hält, die sich damit tragen, ihre Schlittenhunde Schlittenhunde sein zu lassen und sich in südlichere Gefilde zu begeben, wo die Dunkelheit nicht an der Seele nagt. I was looking for you, Leena. But I couldn't find you. I couldn't find you. Ich werde dich finden, glaub mir.